Der Weg aus der Klimakrise 

Rezensionsexemplar* von Svend Andersen

Wie ihr meinen letzten Rückblicken entnehmen konnten, hänge ich mit einigen Rezensionen hinterher. Auch bei dieser. Gelesen habe ich es bereits im April 2022 und zwar gemeinsam mit Antje von Das Buchzuhause. Es war sehr schön ein Sachbuch als Buddyread zu lesen, dadurch konnten wir uns abschnittsweise dazu austauschen. Schaut gerne mal bei Antje vorbei, neben Klimabücher gibt es weitere Rezensionen zu den verschiedensten Themen. 

Bevor du nun die Rezension lesen kannst, noch einige Gedanken von mir vorab zum Buch. Ich habe mich sehr gewundert bzw. tue es immer noch, dass ein Klimabuch aus dem Quadriga Verlag, der zum Bastei Lübbe Verlag gehört, so wenig bekannt bzw. auch bei Bookstagram nicht oder kaum aufgetaucht ist. Dabei halte ich dieses Buch – ohne bereits das Fazit vorweg nehmen zu wollen – für eine gute Lösungsskizze für die Senkung der Treibhausgase. Es müsste viel bekannter sein.

Als ich im April mit dem Buch anfing, wurde auch der dritte Teilbericht vom IPCC veröffentlicht. Die Aussagen des ersten Kapitel des Buches und die des Berichtes stimmen sehr überein. 

Kurzbeschreibung

„Die Klimakrise ist das drängendste Thema, die wichtigste Aufgabe der kommenden Jahre, da sind sich alle Politiker einig! Doch wissen sie eigentlich, was sie wirklich tun müssten, welche Instrumente längst da sind – und welche wirken? Als Treibhausgas-Experte hat der Deutsche Svend Andersen Antworten, denn in seiner Wahlheimat Kanada ist Klimaschutz längst Staatsauftrag. Treibhausgas-Buchhalter Andersen analysiert und zeigt, wie mit wenigen Maßnahmen große Wirkung erzielt werden kann.“ Vom ecobookstore

Meine Meinung zu „Der Weg aus der Klimakrise“

Ich fand den Einstig ins Buch „Der Weg aus der Klimakrise“ sehr angenehm. Es wird am Beispiel der Messstation auf dem Vulkan Mauna Loa die Keeling-Kurve erklärt.

Exkurs Keeling Kurve

Bereits 1958 begann der Klimaforscher Charles David Keeling mit seiner Arbeit an der Scripps Institution of Oceanography. Die Aufgabe, die er sich stellte, war damals ziemlich revolutionär. Keeling machte sich als erster daran, systematisch den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu messen. […] Das Dach des hawaiianischen Vulkans liegt weit entfernt von großen CO2-Quellen, die seine Messungen hätten beeinflussen können. […] Keelings auserwählter Messpunkt lag damals wie heute so gut wie immer über der Wolkendecke. Nicht einmal die umliegenden Inseln mit ihren wenigen Häfen und Flughäfen konnten seine Werte beeinträchtigen. […]

Die Keeling-Kurve ist bis heute die wichtigste Referenz, wenn es um die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre geht. Seit Jahrzehnten steigen die Werte immer schneller an. Bei etwas 500 ppm (CO2-Konzentration) ist der Point of no Return erreicht: Die Erderwärmung wird sich dann nicht mehr aufhalten lassen. Wer die monatlichen Werte der Messstation verfolgen möchte, kann das auf folgender Webseite tun: https://gml.noaa.gov/ccgg/trends/monthly.html
Seite 23 f. – Exkurs Ende

Die Erläuterung zur Kurve und die Bedeutung der Werte werden durch eine persönliche Geschichte des Autors, wie er die Messstation besucht, ergänzt. Dies lockert die Theorie auf. 

Der Fokus des Autors liegt ganz klar auf der Reduktion der CO2-Emissionen bzw. konkreter der Treibhausgase als Weg aus der Klimakrise. Da es immer einen natürlich CO2 Gehalt in der Atmosphäre gab und es hier zu natürlichen Schwankungen kommt, aber erst durch die Industrialisierung steigen die Emissionen rasant, also der menschengemachten (anthropogenen) Kohlenstoffdioxid-Gehalt, plus Methan und Lachgas, steigen in der Atomsphäre und werden als Treibhausgase zusammen gefasst.

Zu Beginn werden viele Grundlagen wie der Treibhauseffekt, IPCC, Folgen des Klimawandels etc. anschaulich und verständlich erläutert. So wird eine Grundlage für die folgenden Kapitel geschaffen. 

Neben der klaren Konzentration auf die Reduktion der Treibhausgase, macht er auch deutlich, dass wir nicht mehr die Zeit haben auf Innovationen zu warten, da ein sofortiges Handeln notwendig ist. 

Unverantwortlich ist es darum, auf die eine klimarettende Technologie von der Industrie oder auf eine geniale Erfindung einer jungen Firma zu warten. Auch ist es heikel, auf Ideen zu setzen ,die sich noch entwicklen müssen oder eines Tages vielleicht erst auftauchen werden. Solche Innovationen können irgendwann zur Lösung beitragen, und es ist wichtig, kluge Neuerungen auf diesem Gebiet zu fördern. Aber die Lösung kann es nicht sein. Technologien müssen jetzt zum Einsatz kommen, Probleme jetzt gelöst werden – mit Methoden und Wegen, die zuverlässig und bereist erprobt sind. Und es gibt diese bewährten Mittel und Wege längst. Wir müssen sie nur konsequent einsetzen. 

Seite 81

Auch macht er an mehreren Stellen deutlich, dass es zwar wünschenswert ist, wenn jeder Mensch auf sein persönliches Handeln achtet, aber dies wird nicht zum Ziel führen. Es braucht den Systemwechsel. 

Um dies aber erreichen zu können, braucht es erst einmal eine einheitliche Grundlage und hier kommt sein Wissen als Treibhausgasbuchhalter zum Tragen. Es gibt zwei wichtige DIN Normen, die eine einheitliche Bilanzierung der Treibhausgase ermöglicht. Dadurch könnten Kommunen oder einzelne Produkte miteinander verglichen werden. Dies würde endlich die erforderliche Transparenz schaffen und ermöglicht es den Regierungen bessere Entscheidungen zu treffen. 

Auch kritisiert er, dass häufig beim Klimaschutz Ziele anderer Maßnahmen wie Ökologie und Naturschutz zusammen geworfen werden. Nicht alles was ökologisch gut ist, ist hinsichtlich des Klimaschutzes durch Reduktion der Treibhausgase sinnvoll. 

In einem eigenen Kapitel erklärt der Autor warum die CO2-Steuer und der Zertifikathandeln uns und der Wirtschaft nur schadet. Ich fand die Erklärungen mega einleuchtend und seinen Vorschlag für Produkte, die in der EU verkauft werden sollen eine Obergrenze für Treibhausgase zu definieren und allen aufzuerlegen sinnvoller. Gleichzeitig frage ich mich, warum zum Teufel machen wir das nicht so. Dies würde auch Produzenten und Verkäufer aus Nicht-EU-Staaten dazu verpflichten diese Grenzwerte einzuhalten, wenn sie auf dem europäischen Markt ihre Waren anbieten wollen. Dadurch würde die Wirtschaft innerhalb der EU nicht benachteiligt. 

Es gibt noch weitere sehr spannende Erklärungen des Autors, die ich hier gar nicht alle aufführen kann. Für mich war im Buch der einzige Wehrmutstropfen, die ausufernden persönlichen Storys. Anfangs und zwischendurch lockerte es das Sachbuch auf, irgendwann habe ich mich aber gefragt, wozu ich dies alles wissen muss. Es hätten gerne einige Anektdötchen weniger sein dürfen. 

Im letzten Kapitel stellt Svend Andersen u. a. seine Lösung vor, wie der einzelne Mensch Einfluss nehmen kann. Über die kommunale Politik sollen Klimabilanzen der Kommunen eingefordert werden, hier sollen Länder und Bund finanzielle Anreize ermöglichen und Treibhausgasbilanzen wie Finanzbilanz für Unternehmen verpflichten vorschreiben. Aber auch auf Ebene der EU Mitglieder sollten Treibhausgasbilanzen erstellt werden, damit die sichtbarer wird, wo die größten Treiber sind. 

Fazit

Ich muss dir dieses Buch „Der Weg aus der Klimakrise“ ans Herz legen, in meinen Augen bietet es durch seine Konzentration auf die Treibhausgase und besonders deren Reduzierung eine gute und umsetzbare Lösung, um die Klimakrise abzuwenden. Es wird alles verständlich beschreiben und durch persönliche Geschichten ergänzt, auch wenn diese zwischendurch ein wenig zu viel sind. Zusätzlich bietet es Lösungswege auf, wie ein Systemwechsel angestoßen werden kann. Es ist eines der besten Sachbücher, welches ich in 2022 gelesen habe. 

Eckdaten zum Buch

TitelDer Weg aus der Klimakrise – Endlich sagen, was Sache ist. Endlich wollen, was hilft. Endlich tun, was wirkt.
Autor*innenSvend Andersen
VerlagQuadriga, 2021
Seiten320
ISBN978-3-86995-109-6
Preis20,00 € Hardcover 14,99 € eBook

Zum Autor

Svend Andersen, MBA, Dipl.-Psych., ist Treibhausgasbuchhalter und Firmengründer eines Purpose Unternehmens, das Beratungs- und Softwarelösungen für effektiven Klimaschutz anbietet. Er berät Städte, Regierungen, internationale Konzerne sowie Umwelt- und Bürgervereine. Er lehrt Treibhausgasbuchhaltung und Sustainable Business Leadership an der University of British Columbia, dem British Columbia Institute of Technology und der Simon Fraser University.

*Auch wenn ich dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe, beeinflusst dies nicht meine Bewertung des Buches. 


Was hältst du von der Idee, das Kommunen, Staaten, Unternehmen und Produkte angeben müssen, wieviel Treibhausgase sie verbrauchen?

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